Navigationssoftware für Windows

Ausgangslage

Gesucht ist eine Windows-Software, die sich zur Navigation mit einem Microsoft Surface Pro eignet. Ich möchte damit einerseits Touren planen, anderseits aber auch während der Fahrt navigieren können. Weil ich zwischendurch auch noch gerne den ein oder anderen Geocache suche, möchte ich auch Caches auf der Karte sehen können. Im Nachgang an eine Tour möchte ich meine Fahrt als Track auswerten und wenn möglich Fotos geotaggen können.

Meine Anforderungen

  • Verfügbarkeit von guten topographische Karten
  • Verwendung der Karten ohne Internetverbindung
  • Anzeige der aktuellen Position
  • Routingfähigkeit
  • Darstellen von Tracks auf der Karte
  • Anzeige von Geocaches mit möglichst allen Informationen
  • Geotagging von Fotos

Das Testfeld

Wie ich feststellen musste, ist es gar nicht so einfach, gute Navigationssoftware für Windows zu finden. Heutzutage sind Android- und iOS-basierte Tablets die meistbenutzten Geräte für solche Aufgaben.

Meine Recherche auf Internetseiten und Foren förderte ein paar Kandidaten zutage, die ich installiert und getestet habe.

  • OziExplorer
  • TwoNav Land 8
  • QuoVadis X
  • QuoVadis 7
  • Garmin BaseCamp

Testumgebung

Zum Testen wollte ich eigentlich ein Windows 10 in einer virtuellen Maschine (VM) verwenden. Leider bin ich dabei auf Probleme mit den Grafiktreibern gestossen. Insbesondere hatte ich kein OpenGL und kein DirectX zur Verfügung und so konnten die Kandidaten nicht zeigen, was in ihnen steckt. Spätestens bei 3D-Darstellungen war Schluss, häufig aber auch bereits bei der klassischen Kartendarstellung in 2D.

So habe ich mich für ein Lenovo Thinkpad mit Windows 8.1 in 64 Bit-Ausführung entschieden. Dies wird von allen Kandidaten unterstützt.

Als GPS verwende ich mein Garmin GPSMAP 276 CX, das über USB angeschlossen wird.

OziExplorer

Bei OziExplorer handelt es sich um eine bewährte Software, die laut eigener Webseite http://www.oziexplorer.com/ seit über 20 Jahren auf dem Markt ist. Die Webseite sieht auch etwa so aus und die letzten News wurden vor 2 Jahren veröffentlicht. Installiert habe ich die Version 3.95.6f

Schnell merke ich, dass es hier schwierig wird mit Karten. Ich kriege einfach keine Strassen zu sehen. Auf der deutschen Seite von OziExplorer unter https://www.oziexplorer4.com/loc/ger/oziexp_ger.html lese ich dann, dass eine Hauptfunktion der «Einsatz von selbst gescannten und kalibrierten Karten oder Bildern» sei.

Für Benutzer, die ihre eigenen Papierkarten benutzen wollen, ist OziExplorer sicherlich die Software der Wahl. In einschlägigen Foren finden sich einige begeisterte User. Für meinen Einsatzzweck scheint sie aber eher ungeeignet und verzichte darauf, sie eingehender zu testen.

TwoNav Land 8

Von Land 8 teste ich die Version 8.9. Online-Kartenmaterial ist gut integriert. Sehr schnell sehe ich die OpenTopoMap. Ein Track, den ich importiere, sieht sehr ansprechend aus.

Die Bedienung von Land ist sehr intuitiv, eine Anleitung wird nur selten benötigt, etwa um herauszufinden, wie man eine Online-Karte für den Offline-Gebrauch speichert.

Somit wären wir bereits bei meinen Anforderungen. Topographische Karten sind z.B. mit OpenTopoMap vorhanden. Zudem verkauft TwoNav gerne weiteres Kartenmaterial. Die vollständige Topo Schweiz schlägt allerdings gleich mit fast CHF 500 zu buche. Immerhin ist der Datenstand angegeben: 2017.

Was ich nicht hingekriegt habe, ist der Import von OpenTopoMap im Garmin-Format. Gemäss Dokumentation hätte dies funktionieren müssen, irgendwie wurden aber immer nur Teile aus der Ostschweiz importiert und nie die ganze Schweiz. Im Hinblick auf andere mögliche Garmin-Karten (z.B. Tracks4Africa) ist das eher unbefriedigend.

Die Verbindung mit dem GPS zur Positionsabfrage klappt auf Anhieb. Wobei immer nur «auf Anhieb». Nach einem Disconnect klappt es meist nicht mehr, häufig stürzt die Software beim zweiten Verbindungsversuch ab. Nachdem sie neu gestartet wurde, klappt es dann wieder auf Anhieb.

Sehr einfach geht auch das Geotagging von Fotos. Man weist die Bilder einem Track zu und sie werden dann auf der Karte an der richtigen Position angezeigt. Die Bestimmung erfolgt über den Zeitstempel, es empfiehlt sich also, die Uhr der Kamera einigermassen aktuell zu halten. Falls eine Abweichung der Uhr bekannt ist, kann diese beim Geotaggen angegeben werden, damit die Zeiten korrigiert werden.

Freude machte mir bei Land 8 besonders die Integration von Geocaching. Eine Pocket Query lässt sich hier einfach einlesen. Sämtliche relevanten Daten werden in Land 8 hinterlegt und auf der Karte werden automatisch die richtigen Symbole angezeigt. Das ist wirklich sehr schön gelöst!

Das einzige gröbere Manko ist für mich das Routing. Obwohl die OpenTopoMap eigentlich routingfähig ist (zumindest im Garmin GPS), brachte ich kein Routing zustande. Die Hilfe verweist darauf, dass Routing nur mit Vektorkarten funktioniere. Bei mir hat aber auch das nicht geholfen. Eine Route ging einfach immer querfeldein.

Preislich liegt Land 8 bei knapp 80 Euro und ist damit recht günstig.

QuoVadis X

QuoVadis X ist laut Produktbeschreibung auf https://quovadis-gps.com/QuoVadis-X nicht einfach eine neue Version von QuoVadis, sondern ein kompletter Rewrite der Software. Es ist für 64 Bit-Systeme geschrieben und für Windows und macOS X erhältlich.

Die Oberfläche sieht ansprechend aus und die Bedienung ist nicht allzu kompliziert.

Kommerzielles Kartenmaterial ist vorhanden, die OpenTopoMap konnte ich aber nicht installieren. Generell können Garmin-Karten nicht mehr verwendet werden, weil es von Garmin keine 64 Bit-Library gebe. Die Dokumentation listet noch einige andere Formate, die nicht mehr unterstützt werden.

Die Verbindung mit dem GPS zur Positionsabfrage hat problemlos funktioniert. Auch aufgezeichnete Tracks konnte ich importieren und anzeigen. Geotagging von Fotos habe ich vergeblich gesucht. Auch Geocaches werden maximal als normale Waypoints importiert.

QuoVadis X scheint mir noch nicht so richtig marktreif, es fehlen etliche Funktionen, die vielleicht nicht essentiell sind, aber bei einem Preis von 48 Euro pro Jahr für die Basisversion erwarte ich etwas mehr. Einen unfertigen Eindruck macht auch die Dokumentation. Sie glänzt zum Teil mit Kapiteln, die nur aus dem Wort «Todo» bestehen. Dazu sind auch Kapitel aus Quovadis 7 enthalten, die für QuoVadis X gar nicht zutreffen.

QuoVadis 7

QuoVadis 7 überfordert den Neuling anfangs sicherlich. Die vollständige Demoversion platzt fast vor Funktionen, die aber nicht unbedingt intuitiv zu bedienen sind. Immerhin ist die Dokumentation gut und erklärt viele Abläufe Schritt für Schritt.

Karten sind kein Thema, sowohl kommerzielle wie auch freie Karten sind verfügbar. Auch Garmin-Karten lassen sich importieren, sofern es sich nicht um Garmin NT-Karten handelt. Es scheint, dass Garmin keine Library anbietet, die damit umgehen könnte. Mit meiner bevorzugten OpenTopoMap gab es keine Probleme.

Die Verbindung mit dem GPS-Gerät zur Positionsabfrage klappt einwandfrei. Auch das Routing macht, was ich von ihm erwarte.

Geotagging von Bildern hätte ich ohne Dokumentation nicht gefunden. Einmal entdeckt, ist es aber sehr mächtig. Besonders gut hat mir die Zeitsynchronisation anhand eines Master-Bildes gefallen. Wenn man von einem Bild den genauen Aufnahmezeitpunkt kennt, berechnet Quovadis 7 die Zeitabweichung selbständig und verwendet sie für die andern Bilder. Der Tipp, man solle auf jeder Tour ein Bild vom GPS machen, auf dem die genaue Uhrzeit sichtbar ist, setzt dem ganzen die Krone auf.

Selbst mit Geocaches kann QuoVadis 7 gut umgehen. Einziger Wermutstropfen ist die Tatsache, dass alle Caches als Schatztruhe dargestellt werden und man den Typ auf der Karte nicht erkennen kann. Wie ich später herausgefunden habe liegt die Ursache darin, dass die exportierten Caches von geocaching.com diese Schatztruhe als Wegpunkt-Symbol enthalten. Eine kleine XSL-Transformation des GPX-Files wirkt hier Wunder.

Mit 146 Euro für die Standardversion ist dies die teuerste Software, die ich mir angeschaut habe.

Garmin BaseCamp

BaseCamp wird von Garmin kostenlos angeboten und harmoniert sehr gut mit den GPS-Geräten von diesem Hersteller. Es ist die einzige Software, die das Garmin NT-Kartenformat beherrscht und entsprechende Karten verwenden kann. Zur Verwendung muss entweder das GPS-Gerät angeschlossen sein, oder die SD-Card mit der Karte im Rechner stecken.

Die Oberfläche präsentiert sich aufgeräumt und ansprechend, die Bedienung ist recht einfach. Dadurch, dass es kostenlos ist, wird es von sehr vielen Personen eingesetzt und notfalls findet sich zu jeder Frage eine Antwort im Internet.

Basecamp eignet sich für die Vor- und Nachbereitung von Ausflügen. Es lassen sich Routen erstellen, Tracks anzeigen und Bilder geotaggen. Die Software integriert die Cloud-Dienste von Garmin, so dass beispielsweise auch Daten von Garmin Fitnessgeräten direkt übermittelt werden können.

Kartenmaterial kann von Garmin gekauft werden. Online-Karten können nicht verwendet werden. Die OpenTopoMap wird extra für Garmin-Geräte bereitgestellt und ebenfalls in einer Version, die sich auf dem PC für BaseCamp installieren lässt. Somit ist wenigsten eine gute freie Karte verfügbar.

Leider ist es nicht möglich, Livedaten vom GPS zu empfangen, und sei es auch bloss die aktuelle Position. Somit lässt sich BaseCamp nicht für die Navigation verwenden.

Beim Import von Pocket Queries aus Geocaching zeigt sich dasselbe Problem wie auf den Geräten von Garmin. Die Caches werden auf der Karte einfach als Schatztruhe dargestellt. Wie schon erwähnt liegt das am Symbol, das Geocaching selber bestimmt und liesse sich durch eine Transformation des Files lösen. Wen man den Cache anklickt, kriegt man alle notwendigen Informationen angezeigt. Eine schön übersichtliche Liste sucht man aber leider vergebens.

Fazit

Jede Software hat ihre Stärken und ist für einen bestimmten Einsatzzweck perfekt. Bei jeder habe ich Features entdeckt, die besser gelöst sind als bei der Konkurrenz. Bei Land war beispielsweise die Integration von Geocaching ausserordentlich gut. Bei QuoVadis 7 ist das Feature mit dem Master-Bild fürs Geotagging dafür ungeschlagen.

Teilweise sind nach dem Testen eines Programms neue Anforderungen hinzugekommen und ich musste prüfen, ob das neu entdeckte Feature von den andern ebenfalls angeboten wird.